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Lasst die Kinder laufen! — Plädoyer für einen aktiven Schulweg

Repräsentative Studien belegen, dass immer weniger Kinder und Jugendliche ihren Schulweg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Parallel dazu wird die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Jugendliche mindestens 12.000 Schritte täglich zu für Kinder absolvieren, bzw. für 60 min. täglich körperlich aktiv zu sein, immer seltener erreicht (1, 2, 3, 4). Auf die Frage, wie man die körperliche Aktivität von Kindern und Jugendliche steigern kann, hat ein deutscher Expertenkonsens detaillierte Vorschläge unterbreitet. Dabei wird unter anderem ein aktiver Schulweg empfohlen (5).


Studien belegen aber noch weitere Vorteile, die das Gehen oder Radfahren zur Schule mit sich bringen:

 

  • Mehr Kommunikation!
    Schüler beschreiben ein verbessertes soziales Miteinander durch das gemeinsame Gehen zur Schule (6).
  • Mehr Leistung!
    Durch das Rad fahren zur Schule lässt sich die körperliche Leistungsfähigkeit steigern. Auch kognitive Funktionen und Schulleistungen können positiv beeinflusst werden (7, 8, 9, 10).
  • Mehr Selbstständigkeit!
    Durch das eigenständige Bewältigen des Schulweges werden Selbstbewusstsein und Autonomie des Kindes gefördert.
  • Mehr Sicherheit!
    In den USA kam es bei einer Zunahme der aktiven Kinder auf dem Schulweg zu einer signifikanten Abnahme von Verkehrsunfällen und verunfallten Kindern in der Nähe von Schulen (11).
  • Mehr Klimaschutz!
    Gerade das Zurücklegen kurzer Entfernungen mit großen Autos belastet die Luft u.a. mit Benzol, Kohlenmonoxid und Feinstaub (12).

 

Als häufigste Barriere für einen aktiven Schulweg wird von den Eltern die Entfernung zur Schule und der damit verbundene Zeitverlust genannt. Dabei benötigt ein Grundschulkind für das Zurücklegen von 1,5 km gerade mal 20 Minuten. Sollte der Wohnort weiter von der Schule entfernt sein, können die Kinder an sog. „drop-off spots“ sicher abgesetzt werden und den Rest des Schulweges aktiv zurücklegen. Schüler weiterführender Schulen sollten angesichts der vielen Vorteile ihren Schulweg möglichst häufig mit dem Fahrrad absolvieren oder das Verkehrsmittel in einiger Entfernung zur Schule verlassen und den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen.


Aus diesen Gründen appelliert die Kommission für Kinder- und Jugendsport der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention an die Eltern, ihren Kindern einen aktiven Schulweg zu ermöglichen.    

 

Kontakt:
Dr. med. Jutta Noffz
Chr.-Albrechts Universität Kiel
Sportwissenschaft, Abt. Sportmedizin
Olshausenstraße 74
24098 Kiel

 

Literatur:
(1)    Reimers AK, Jekauc D, Peterhans E, Wagner MO, Woll A (2013) Prevalence and socio-demographic correlates of active commuting to school in a nationwide representative sample of German adolescents. Preventive Medicine 56: 64 – 69
(2)    WHO (2010). Global recommendations on physical activity for health. World Health Organization, Genf
(3)    Larouche R, Saunders T J, Faulkner G, Colley R, Tremblay M. (2014) Associations Between Active School Transport and Physical Activitiy, Body Composition, and Cardiovascular Fitness: A Systematic Review of 68 Studies. Journal of Physical Activity and Health 11: 206-227
(4)    Graf C, Beneke R, Bloch W, Bucksch J, Dordel S, Eiser S, Ferrari N, Koch B, Krug S, Lawrenz W, Manz K, Naul
(5)    Cooper AR, Andersen LB, Wedderkopp N, Page AS, Froberg K (2005). Physical activity levels of children who walk, cycle, or are driven to school. Am J Prev Med; 29(3):179-84.
(6)    Ramirez-Velez R, Garcia-Hermoso A, Angostinis-Sobrinho C, Mota J, Santos R (2017). Cycling to school an Body Composition, Physical Fitness, and Metabolic Syndrome in children and Adolescents. J Pediatr 188 (9):57-63  
(7)    Van Dijk M, Groot R, Savelberg H, Kirschner PA (2014) Active commuting to school, cognitive performance, and academic achievement. An observational study in Dutch adolescents using accelerometers. BMC public health, 14, 799
(8)    Domazet S, Tarp J, Huang T, Andersen L (2016) Association of Physical Activity, Sports Participations, and Active Commuting on Mathematic Performance and Inhibitory Control in Adolescents. PloS one, 11 (1) e0146319
(9)    Smith L, Norgate S, Cherrett T, Davies N, Winstanley C, Harding M (2015). Walking School Busses as a Form of Active Transportation for Children – A Review of the Evidence. J Sch Health; 85(3):197-210
(10)    Donald N (2015). Impact of SRTS Programs on Walking and Biking. San Diego: Active Living Res; 1-5
(11)    Ahrens A, Becker U (2013) Potenziale des Radverkehrs zum Klimaschutz. Umweltbundesamt, Fachgebiet Verkehr
(12)    Chanam L, Jeongjae Y, Xuemei Z (2016) From sedentary to active school commute: Multi-level factors associated with travel mode shifts. Preventive Medicine, doi: 10.1016/ j.ypmed.2016.10.018

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Do, 27. September 2018

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